Reinhard Knoppka - kurz gesagt: Aphorismen 1
kurz gesagt: Aphorismen 1
Aphorismen
Reinhard Knoppka
Beschreibung
Leseprobe: Ein Urteil sagt oft mehr über den aus, der es fällt, als über den Beurteilten. Denen, die sich am sichersten fühlen, ist am wenigsten zu trauen. Geistesarbeit gleicht einem Koitus: es kommt etwas dabei heraus, und hinterher fühlt man sich selig erschöpft. Fragezeichen: im erigierten Zustand ein Ausrufezeichen! Kunst ist äußerst empfindlich: schon die kleinste moralische oder politische Beeinflussung kann sie verderben. Lose Sitten sind ihm lieber als feste Grundsätze. Ein Autor liest meist weniger zum Vergnügen als vielmehr, um herauszufinden, was die Konkurrenz so treibt. Die Masse liebt die Macht – weil der Einzelne machtlos ist? Weniges kann viel beinhalten – Kleinlichkeit aber keine Größe. Die meisten sagen nicht, was ist, sondern was gewünscht wird, und die wenigen, die es umgekehrt machen, gelten als Querulanten. „In der Diktatur sind wenige, in der Demokratie alle schuld.“ (W. Mitsch) Nicht ganz, denn die Demokratie ist die Diktatur der Mehrheit, die von wenigen manipuliert wird. Die Welt ist nicht bloß Oberfläche: glattes, hübsches Abziehbild – sondern auch Schleim, Blut und Eiter darunter. Tabu: ein Bluff.